Focus 13.12.2022 Gastbeitrag von Gabor Steingart
Auszug:
„Die Klimadebatte wird dominiert von zwei Spezies. Da sind zum einen die Klimaleugner, die rundweg bestreiten, dass es eine durch den Menschen verursachte Erderwärmung gibt. Aber die gute Nachricht ist: Diese Spezies ist vom Aussterben bedroht. Ruhig zurücklehnen geht trotzdem nicht.
Denn relevanter ist ein zweiter Menschenschlag, weil dieser eine weit höhere politische Reichweite erzielt und den öffentlichen Diskurs dominiert. Nennen wir diese Spezies ruhig die Klimahochstapler, denn es handelt sich um jene Menschen, Unternehmen und Parteien, die scheinbar ehrgeizige, aber in Wahrheit irreale CO₂-Reduktionsziele verkünden.
Sie führen die Welt hinter die Fichte. Und sie tun das in doppelter Absicht:
- Sie wollen Tatkraft vortäuschen. Ihr Heiligenschein schimmert nicht wie in der Marienverehrung gülden, sondern grün.
- Sie hoffen, mit ihrer zur Schau gestellten Ambition bei den Jüngeren emotional, bei den Aktionären materiell und bei den Wählern politisch punkten zu können.
Irreales Klima-Versprechen von heute produziert Enttäuschte von morgen
Warum ist das relevant? Weil diese Menschen, Unternehmen und Parteien wie Revolutionäre klingen, aber in Wahrheit Hochstapler sind. Der Tag, an dem der Schwindel auffliegt, liegt in aller Regel außerhalb ihrer Wahlperiode oder ihrer Amtszeit als Vorstandschef.
Das Ganze ist auch riskant: Denn das irreale Versprechen von heute produziert die Enttäuschung von morgen. Hier wird mit den idealistischen Idealen der Jugend gespielt. So züchtet man Aktivisten – und im schlimmsten Fall sogar Klimaterroristen.“
……
„In Deutschland weht zu wenig Wind
Der Grund ist so simpel, dass man sich scheut, ihn zu benennen: In Deutschland weht zu wenig Wind und scheint die Sonne zu selten. Die sogenannte Dunkelflaute, das Verschwinden der Sonne und das Nachlassen des Windes, kennzeichnet die Situation der erneuerbaren Energien in Deutschland.
Ein Blick auf die Stromerzeugung **) der letzten Tage zeigt, dass Sonne und Wind im Winter trotz heute schon deutlich höherer Kapazitäten keinen nennenswerten Beitrag leisten können. Die Dunkelflaute ist nicht nur ein Wort. Sie ist unsere tägliche Realität.
Fazit: Irreale Reduktionsziele der Firmen und politische Heilsversprechen der Politik funktionieren, wie bei einer Religion, als Opium für das Volk. Sie lösen das Problem nicht. Aber sie dämpfen die Empörung.
Klimarealisten finden kaum Gehör
Die Medien – verliebt in große Versprechen und fette Überschriften – spielen diese taktischen Spielchen mit, der Klimawandel nicht. So kommt es, dass die wichtigsten Spezies für eine funktionierende Transformation, die Klimarealisten, in der öffentlichen Debatte kaum Gehör finden.
Die unbequeme Wahrheit, dass Deutschland niemals deutlich mehr als 50 Prozent aus erneuerbaren Energien bestreiten wird und für die übrigen 50 Prozent auf grundlastfähige Energien, also moderne Gaskraftwerke und Atomenergie angewiesen bleibt, will kein Regierungsmitglied und kein aktiver Vorstandschef aussprechen. Die Ziele der Koalition als illusorisch zu bezeichnen, gilt als politisch unkorrekt.
Als Christian Lindner die Klimarealisten einst mit der Bemerkung, Klimaschutz sei etwas für Profis, in die Debatte einführen wollte, gab’s keinen Applaus, sondern Buhrufe. Die Hochstapler mögen die Profis nicht, weil die ihr Geschäftsmodell zerstören könnten. Die Unwahrheit skaliert besser. Oder um es mit Mark Twain zu sagen: „Eine Lüge ist bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht.“„
Hier geht’s zum kompletten Beitrag:
**) Anmerkung der Redaktion BI „Windkraftfreie Biosphäre“ Bliesgau:
Vgl. Darstellung auf electricitymap vom 17-12-2022 8:00 in Deutschland (Quelle: https://app.electricitymaps.com/zone/DE)

