Wissenschaftler kritisieren „Eckpunktepapier“ der Bundesregierung

Die Naturschutzinitiative (NI) hat vor wenigen Tagen ein sehr interessantes Schriftstück mit dem Titel „Landschaften und Wälder schützen!“ veröffentlicht. Auszug aus der Pressemitteilung:

„Zahlreiche Wissenschaftler kritisieren das „Eckpunktepapier“/Osterpaket“ des Bundeswirtschafts- und Umweltministeriums und fordern, Landschaften und Wälder zu schützen. In einem 53-seitigen Papier des bundesweit tätigen Umweltverbandes Naturschutzinitiative (NI) analysieren die Wissenschaftler, Juristen und Naturschützer die geplanten Änderungen des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) in Bezug auf ihre Vereinbarkeit mit dem europäischen Recht. Sie beleuchten die Auswirkungen von Windenergieanlagen auf unsere Wälder und Landschaftsschutzgebiete, den Artenschutz sowie die für das Überleben der Menschheit wichtigen Biodiversität.“

Harry Neumann, Bundesvorsitzender der Naturschutzinitiative (NI):

„Die geplanten Änderungen lösen nicht die Zielkonflikte zwischen Energiewende und Artenschutz, sondern bewirken vielmehr für den Natur-, Arten- und Landschaftsschutz eine Schwächung von historischer Tragweite.“

„Die Umwandlung von Wäldern und noch naturnahen Lebensräumen in Energieindustriegebiete stellt eine der größten zusätzlichen Gefahren für die Biodiversität und damit für die Lebensgrundlagen von Menschen und Tieren dar.“

„Die einseitige Bedienung der finanziellen Interessen der Windkraftindustrie gegenüber allen anderen gesellschaftlichen Belangen birgt eine ungeheure Sprengkraft für den sozialen Frieden und schadet dem Natur-, Arten- und Landschaftsschutz.“

Für uns im Bliesgau, wo die Tatsache:

  • dass der Bliesgau aufgrund seiner besonderen Bedeutung für die Avifauna (Vogelwelt) gemäß international einheitlicher Kriterien vom Weltdachverband der Vogelschutzverbände BirdLife International als Important Bird and Diversity Area eingestuft wurde,
  • dass sich das Biosphärenreservat Bliesgau explizit zum „Erhalt der traditionellen Kulturlandschaft und der darin enthaltenen Artenvielfalt“ als seiner Kernaufgabe verpflichtet hat (gemäß Präambel der Verordnung über das BR Bliesgau), 
  • dass wir gerade im südlichen Teil nur über wenige Miniaturwälder verfügen, deren Beitrag zum natürlichen Klimaschutz (CO2-Speicher), zur Kühlung, Luftreinigung, Sauerstoffproduktion, Grundwasserneubildung, zum Schutz vor Starkregenereignissen und Hochwasser, als Hotspots der Artenvielfalt und Erholungsraum für die Bevölkerung schlichtweg UNERSETZLICH ist,

die politischen Verantwortungsträger nicht davon abhält, den Zubau mit Windindustrieanlagen zuzulassen oder gar zu forcieren – und dabei noch nicht einmal vor unseren wertvollen historischen Waldstandorten zurückgeschreckt wird -sind die in dieser NI-Publikation enthaltenen wissenschaftlich fundierten Beiträge allesamt relevant und lesenswert.

U.a. kommen in dem Papier „Landschaften und Wälder schützen!“ zu Wort:

Prof. Dr. Matthias Glaubrecht, Evolutionsbiologe und Direktor des Centrums für Naturkunde an der Universität Hamburg

Dr. Klaus Richarz, Dipl-Biologe, Ornithologe, ehemaliger Leiter der Staatlichen Vogelschutzwarte Hessen/Rheinland-Pfalz, Saarland

Wilhelm Bode, Jurist und Forstwissenschaftler, ehemaliger Leiter der saarländischen Forstverwaltung und ehemaliger Leiter der Obersten Naturschutzbehörde des Saarlandes, Mitautor des 1994 erstmals veröffentlichten Buches „Waldwende“

Prof. Dr. Bernd Gerken, Dipl.-Chemiker, Ökologe, Aueninstitut für Lebendige Flüsse, Leipzig

Prof. Dr. Dr. h.c. Pierre IbischHochschule für nachhaltige Entwicklung, Eberswalde

Prof. Dr. Fischer, Dr. Dorothee Killmann, AG Botanik und Biodiversitätsforschung/Universität Koblenz-Landau

Die Pressemitteilung der Naturschutzinitiative (NI) findet sich hier:
https://naturschutz-initiative.de/neuigkeiten/1256-27-05-2022-wissenschaftler-kritisieren-eckpunktepapier-der-bundesregierung

Die Publikation selbst ist unter folgendem Link abrufbar:
https://naturschutz-initiative.de/images/PDF2022/WissenschaftlerkritisierenEEGEckpunktepapier2022.pdf

Bild (c) 2021 UB

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